Worauf ist zu achten, wenn mitten in Krisen Personalwechsel auf oberster Ebene stattfinden? Rudi Anschober ist zurückgetreten und Wolfgang Mückstein hat das derzeit wohl exponierteste und maximal fordernde Amt in der Bundesregierung übernommen. Generell sind fliegende Wechsel gefährlich – müssen sie aber nicht sein.
Mit Interesse wird – neben dem alles bestimmenden Hauptthema – zu beobachten sein, wie es „dem Neuen“ nach dem Personalwechsel gelingt, während der Fahrt das Steuer zu übernehmen, das politische (Ränke-)Spiel zu durchschauen, richtige Entscheidungen zu treffen und das Team – sprich MitarbeiterInnen, BeamtInnen – für sich zu gewinnen. Und dann noch die anderen Regierungsmitglieder und die MedienvertreterInnen, von denen einige nur Minuten nach seiner Präsentation begonnen haben, seine Qualifikation zu hinterfragen, da er als Allgemeinmediziner eine TCM-Ausbildung absolviert hat und, und, und…
Quick wins sind ein Muss
Generell sind fliegende Personalwechsel gefährlich, für Unternehmen und Organisationen ebenso wie in der Politik. Noch dazu in Krisensituationen, in denen Kontinuität, Klarheit, Strategie und eine sichere und ruhige Hand gefordert sind.
Teamplayer haben es in solchen Momenten leichter, da sie sich auf andere verlassen (können), das Team die Ideen und Überlegungen über viele Kanäle intern weitertragen und Klarheit über den künftigen Kurs vermitteln kann. Dem „Neuen“ muss es gelingen, mit Quick wins zu zeigen, dass er seinen Job kann, dass er Ziele hat und Ideen, die er durchzusetzen vermag. Jetzt braucht es Krisenkommunikation und -management in Top-Qualität.
Das bedeutet konkret:
- mit Empathie und glaubwürdiger Kommunikation Verbündete gewinnen
- Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft
- klare und nachvollziehbare Ziele und Vorgaben
- (in Unternehmen:) Management by walking around
- strategisch geplante und wahrhaftige Kommunikation nach innen und außen
- erklärende Kommunikation, die abholt
Damit – und selbstverständlich mit noch vielen anderen Skills – wird die fliegende Übernahme ein Erfolg, in Politik und Wirtschaft.
Und auch das gehört dazu: ein großes und ehrliches Danke an den/die VorgängerIn für alle Arbeit und allen Einsatz.

Harald Schiffl ist seit rund 30 Jahren als Kommunikationsberater tätig und Mitbegründer der Krisenkommunikation in Österreich. Er war unter anderem 14 Jahre Senior-Berater und Geschäftsführer einer der führenden PR-Agenturen Österreichs ehe er 2009 preventK als erste österreichische Agentur für strategische Krisenkommunikation und Krisenmanagement gründete. Schiffl ist einer der drei geschäftsführenden Gesellschafter von clavis.